buch2

Seite 149 im Krimi „Endlich ist er tot“ (Taschenbuch)
Es ist im Roman: Mittwoch, 8.00 Uhr

Die Situation:
In der „Krone“ in Kallental unterhalten sich Kurt Mader und Kripo-Kommissar Rainer Ernst – sein Part findet in dieser Übersetzung erst einmal nicht statt, weil er zunächst Hochdeutsch spricht. Erst später stößt er auf dieser Seite dazu – weil er in seinen schwäbischen Dialekt verfällt.

KURT MADER
So ein Arschloch.

KURT MADER
Der hat sich aber schnell auf einen möglichen Täter eingeschossen…

KURT MADER
Mir erzählen sie alles – weil sie glauben, dass alles unter uns bleibt.

KURT MADER
Nein, das nicht. Und wenn: Für einen Mord könnte ich auch einmal darüber hinweggehen.

KURT MADER
Es fällt mir eben trotzdem nicht leicht. Mir kommt es fast so vor, als würde ich Follath in den Rücken fallen. Schon, weil er dabei eigentlich nicht gut wegkommt.

KURT MADER
Natürlich. Mir vielleicht auch. Aber das macht jemanden nicht schuldiger. Genauso wenig wird aus dem Mord an Greininger eine Gefälligkeit, nur weil ihn keiner leiden konnte.

KURT MADER
Aber es hilft ja nichts. Es muss vor zwei, vielleicht drei Jahren gewesen sein. Damals ist Follath zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten. Ein bisschen hatte ich schon zuvor mitbekommen: Greininger hat seinen zugezogenen Nachbarn das Leben ziemlich schwer gemacht. Wir hatten die Leute vor Greininger gewarnt, bevor sie das Haus kauften – wir kannten Greininger ja lange genug. Ach was, viel zu lange. Der ist uns allen im Dorf furchtbar auf die Nerven gegangen. Aber so einen gibt es eben in fast jedem Dorf.

KURT MADER
Doch die Follaths hatten andere Probleme mit Greininger, als wir alle hätten vorhersagen können. Die haben seine poltrige Art sogar erstaunlich gut weggesteckt, davor hat mancher von uns insgeheim den Hut gezogen. Aber dann wurde Frau Follath krank.

RAINER ERNST
Krank? Was hat das denn jetzt mit Greininger zu tun?

KURT MADER
Abwarten! Die Follaths sind also zum Arzt gegangen, und der hat ihr irgendetwas verschrieben. Es ist aber nicht besser geworden, und sie sind wieder zum Arzt, dann zum nächsten und so weiter. Frau Follath ist dann irgendwann entlassen worden – sie hatte in Rudersberg im Büro gearbeitet, nur ein paar Stunden in der Woche. Offiziell gab es nicht mehr genug Arbeit, aber wahrscheinlich glaubte ihr Chef, sie simuliere nur, damit sie nicht mehr arbeiten muss.

RAINER ERNST
Und, hat sie? Was glauben Sie?

KURT MADER
Nein, eher nicht. Die Frau ging gerne arbeiten. Das war etwas Abwechslung zu den Kindern und zum Haushalt und so. Nach der Kündigung kam sie mir auch ziemlich fertig vor. Also ich glaube, sie hat nicht simuliert und hätte gerne weiter gearbeitet.

RAINER ERNST
Was hat sich wegen ihrer Krankheit ergeben?

KURT MADER
Nichts, wenn man es genau nimmt. Irgendwann fanden die Follaths einen Mediziner, der eine Diagnose stellte. Irgend eine Abkürzung – ich kann mir so etwas nicht besonders gut merken. Aber egal: Nun hatten sie endlich etwas in der Hand, und das deutete dem Arzt zufolge darauf hin, dass die seltsame Krankheit von Frau Follath von einem Holzschutzmittel ausgelöst wurde, das Greininger auf seine Scheune gestrichen hatte. Immer wieder, Jahr für Jahr.

RAINER ERNST
Gut, aber mit dieser Diagnose konnten sie Greininger das ja dann verbieten, oder?

KURT MADER
Nein, konnten sie nicht.

HANNA EBEL
Habt ihr noch genug Kaffee?

KURT MADER
Die sind mit ihrem Arztschreiben von Pontius zu Pilatus, und überall wurden sie abgewiesen. Im Krankenhaus nannten sie den Arzt der Follaths einen Quacksalber – also sei auch seine Diagnose nichts wert. Im Rathaus wollten sie keinen Streit mit dem Querkopf Greininger – also wollten sie keinen Zusammenhang zwischen Holzschutzmittel und Krankheit erkennen. Auf dem Landratsamt verwiesen sie auf die Gewerbeaufsicht, dort hat keiner Zeit gefunden, und als ein Journalist über die Geschichte schreiben wollte, wurde er von seinem Chefredakteur zurückgepfiffen – ob der nun jemanden kannte oder ob er sich einfach nur die Finger nicht verbrennen wollte, weiß ich nicht. Und dann kamen die Follaths zu mir.

RAINER ERNST
Und, konnten Sie etwas erreichen?

KURT MADER
Leider nicht. Mir kam die Geschichte selbst nicht so plausibel vor. Der Arzt hat so ungefähr behauptet, dass durch Gifte in dem Holzschutzmittel der Körper von Frau Follath gelernt hätte, ganz schnell auf alles Mögliche allergisch zu reagieren. Das habe ich nicht verstanden. Ich habe trotzdem mit ein paar Leuten geredet, aber Follath hatte in seiner direkten Art schon überall herumgepoltert – da wollte das Thema keiner mehr anpacken.

(Kriminalhauptkommissar Schneider setzt sich dazu, und Ernst fällt wieder zurück ins Hochdeutsche – deshalb von hier an wieder nur Kurt Mader.)

KURT MADER
Das hat alles zu gar nichts geführt. Ich habe den Follaths erklärt, das ich nichts erreichen konnte – und dass mir das sehr leidtut. Das haben sie wohl akzeptiert. Was ist ihnen auch anderes übrig geblieben? 

KURT MADER
Mir kommt das nicht korrekt vor. Irgendwie passt das nicht zu Follath: ein Holzscheit, und zack!

KURT MADER
Weißt du, Rainer: Schon allein, damit ich das nicht mehr so oft hören muss, wünsche ich euch einen möglichst schnellen Erfolg in dieser Angelegenheit.

 

…und hier geht's weiter

buch2